Oktober-November 2023
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wohninsider: Der Red Dot Award ist ein wichtiger Gradmesser für Qualität innerhalb der Designwelt. Welche Bedeutung hat er für Sie persönlich? Prof. Dr. Peter Zec: Da ich ihn ins Leben gerufen habe, hat er für mich eine ganz große Bedeutung. Ich habe fast die Hälfte meines Lebens damit verbracht, mich für beste Designqualität einzusetzen, und bin sehr froh darüber, dass es mir und meinem Team gelungen ist, den Red Dot zu dieser internationalen Anerkennung zu führen, die er genießt. Red Dot ist eine Qualifizierungsinstanz. Wir qualifizieren, indem wir selektieren und präsentieren. Es geht aber nicht nur um Qualifizierung von Produkten oder Konzepten, sondern auch um die der Urheber, Designer:innen und Unternehmen, die hinter diesen Produkten stehen. Last but not least qualifizieren wir aber auch die Konsument:innen, wenn sie sich für so ein Produkt entscheiden. Mit dem Kauf stellen sie unter Beweis, dass sie einen gewissen Designgeschmack und ein gewisses Design verständnis haben. Für die Produkte ist es eine Hervorhebung aus der großen Masse. Je weniger Differenzierungsmöglichkeiten es in der äußeren Erscheinung gibt, umso wichtiger ist es, mit einem Designpreis eine zusätzliche Qualität ins Spiel zu bringen. Was bedeutet die Auszeichnung für die Produkte und Konzepte? Der Red Dot hat also auch große Relevanz für die Kommunikation zu den Endkund:innen und für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit? Ja, ganz klar spielt die Kommunikation zu den Verbraucher:innen eine große Rolle. Wir bilden das ganze Spektrum an Produkten ab, von der Zahnbürste bis zum Rennwagen, und es gibt unterschiedliche Motivationen, bei unserem Wettbewerb mitzumachen. In allen Fällen geht es tatsächlich darum, durch die Auszeich nung ein zusätzliches Argument für die Kund:innen zu haben. Designer:innen wollen sich aber auch von den Kolleg:innen bestätigen lassen, dass sie eine gute Leistung erbracht haben. Es gibt Unternehmen, die mit Plagiaten kämpfen, und den Red Dot Foto links: © Michael Dannenmann, Foto diese Seite: ©Red Dot „Design ist nun mal nicht einfach Design.“
„Red Dot ist eine Qualifizierungsinstanz.“ Prof. Dr. Peter Zec, Initiator und CEO von Red Dot
Award auch immer wieder juristisch nutzen, um belegen zu können, dass ihre Produkte einzigartig sind. Außerdem kann mit der Auszeichnung der Zeitpunkt, wann das Produkt in den Markt kam, belegt werden. Die erfolgreiche Teilnahme an unserem Wettbewerb ist also auch ein wichtiger Punkt, um den Marken- und den Produkt schutz voranzutreiben. Das Produkt sollte neu, also nicht älter als zwei Jahre alt, und auf dem Markt sein. Es ist ausreichend, wenn ein Prototyp so weit entwickelt wurde, dass die Marktreife kurz bevorsteht. Viele Firmen wollen das neue Produkt auch gleich mit einem Award in den Markt einführen können. Aber es darf auf keinen Fall nur ein interessantes Rendering sein. vielen verschiedenen Ländern bilden die unabhängige Jury. Sie dürfen nicht in einem Unternehmen angestellt, also keine Werksdesigner:innen, sein, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Daher laden wir nur selbstständige Designer:innen, Designprofessor:innen und ein paar wenige Designjournalist:innen als Juror:innen ein Was sind die Voraussetzungen, um an diesem Award teilzunehmen? Wie läuft der Prozess der Jurierung ab? Internationale Designexpert:innen aus
und setzen sie entsprechend ihrer Fach kompetenzen ein. Design ist nun mal nicht einfach Design. Es macht einen riesigen Unterschied, ob ein Möbel, ein technisches Gerät oder ein Auto gestaltet und bewertet werden soll. Daher kommen Designer:innen entsprechend ihrer Spezialgebiete und ihres Hintergrundwissens in den jeweiligen Kategorien zum Zug. Die Juror:innen ent scheiden gemeinsam und direkt am Produkt, welche Einreichung eine Auszeichnung bekommt und welche nicht. Manchmal ist diese Entscheidung relativ einfach, es werden aber auch intensive Diskussionen geführt, weil zum Beispiel ein:e Juror:in eine besondere Qualität in einem Produkt erkennt, die den anderen so nicht auf den ersten Blick aufgefallen ist. Besonders die Entscheidung für die Vergabe der höchsten Auszeichnung, des „Red Dot: Best of the Best“, macht sich die Jury nicht leicht. Durch die Pandemie mussten wir zwei Jahre lang digital jurieren und haben dabei die Erkenntnis gewonnen, dass es hilfreich ist, wenn die Juror:innen die Produkte vorab auf digitaler Basis kennenlernen und sich auch Hintergrundinformationen anlesen können. Dies ist vor allem bei technischen Geräten nicht unwesentlich. Die Entscheidung fällt also nicht digital, sondern direkt vor Ort?
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05. 2023 | Oktober/November | wohninsider.at
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